„Das Festival mit dem Doppeltitel.“
Seit zwei Jahren macht der Bayerische Jazzverband ein Landesjazzfestival. Er unterstützte neue Konzertreihen in Regensburg (2016) und Murnau (2017). 2018 bot dieser bayerische Verband der lokalen Jazzinitiative Würzburg an, ihr 34. Jazzfestival als drittes Landesjazzfestival durchzuführen.
Die Ini nahm diese Auszeichnung dankend an. Wir freuen uns, dass die bayerische Kulturpolitik unser Würzburger Modell anerkennt. Denn bisher ließ der Landesverband bei den Landesfestivals bayerische Musiker und prominente Stars kombinieren. Das Würzburger Festival geht seit je über die Grenzen des Bundeslands hinaus, hat aber nur punktuell internationale Gäste – wie heuer Sheila Jordan. Ansonsten lautet unser Motto in weiser Selbstbeschränkung „Jazz made in Germany“.
Nun ehrt es uns als mainfränkische Veranstalter, dass der Landesverband uns auf diesem Würzburger Weg folgt.
Wir wünschen allen Festgästen fetzige und gehobene Unterhaltung!
Jazzinitiative Würzburg e.V.
Plakat-Design: Markus Westendorf
(Foto: Mladen Delic)
Samstag, 27. Oktober 2018 – 19:00 Uhr
Tiktaalik – Die Gewinnerband des Hansjürg Hensler Jazzwettbewerbs des Kemptener Frühling
(Ein Förderpreis des Bayerischen Jazzverbandes und der LfA Förderbank)
Felix-Fechenbach-Haus / Stadtteilzentrum Grombühl, Gutenbergstraße 11, 97080 Würzburg
Das 34. Würzburger Jazzfestival zeigt mit seinem ersten Programmpunkt, dass es zugleich das 3. Bayerische Landesjazzfestival ist. Denn letzteres wird vom Bayerischen Jazzverband ausgerichtet, und der schrieb heuer für den Kemptener Jazzfrühling seinen Förderpreis aus. Die Gewinnerband darf das herbstliche Fest eröffnen – und Gewinner ist Tiktaalik. Klingt wie eine Improvisation über das Metronom, ist teils auch so gedacht, ist aber vor allem ein Fisch, der eine wichtige Phase der Evolution markiert. Und von Evolution hält das Quartett viel: Gemeinsam entwickeln die Musiker step by step Polyrhythmen; aus kleinen Melodien bauen sie lange Harmoniebögen, und jedes Bandmitglied möchte mit seinen Einwürfen dazu beitragen, dass seine Mitmusiker für sich etwas daraus machen. Das Ergebnis nennt Saxer und Gründer Oliver Marec, der in Nürnberg und Wien studiert(e): „humorvoll, bodenständig und unprätentiös“. Wobei der Boden, auf dem man steht, unüberhörbar gute alte Bop-Qualitäten hat, und unterm Strich ein überraschend hoher Anteil der Tracks durchkomponiert und -arrangiert ist. Aber: von der Band gemeinsam.
Oliver Marec – Saxophone
Luca Zambito – Klavier
Clemens Rofner – Kontrabass
Simon Springer – Schlagzeug
Homepage: tiktaalik-music.com
(Foto: Lines For Ladies)
Samstag, 27. Oktober 2018 – 20:30 Uhr
Lines for Ladies feat. Sheila Jordan
Felix-Fechenbach-Haus / Stadtteilzentrum Grombühl, Gutenbergstraße 11, 97080 Würzburg
Die Gründer-Sängerinnen Sabine Kühlich und Anne Czichowsky loten mit Wort- und Wahnwitz die Höhen und Tiefen der Oktaven aus. Ihr Programmname „Lines for Ladies“ huldigt einer Sternstunde des Cool-Jazz („Line for Lyons“) und dreht diesen Stil doch in die Gegenwart. In dieser Gegenwart agiert auch die Lehrerin der Kühlich, die 89-jährige Sheila Jordan, die nach wenigen Jahrzehnten Abwesenheit wieder einmal Gast beim Würzburger Jazzfestival ist. Schon 1962 brachte das Label Blue Note eine Porträt-Platte von ihr raus. Sechs Jahre später zeigte Jordan, wie offen sie für neue Klangkünste ist, und sang auf Carla Bleys „Escalator over the Hill“ mit. Und so blieb es bis heute.
Die „Lines“ sind also kein nostalgisches Vergnügen, sondern erfüllen das, wofür das Jazzfest Würzburg steht: Hier geht’s lang bei der Entwicklung von Jazz-Traditionen für die Zukunft. Jede Menge Ironie kommt ins Spiel, wenn die Ladies die männlich dominierten Standard-Texte einer Geschlechtswandlung unterziehen. Die vierte Stimme steuert die Kontrabassistin Lindy Huppertsberg bei, und damit die Instrumentalbegleitung richtig groovt, greift die Pianistin Tine Schneider in die Tasten. Die lehrt an der Würzburger Musikhochschule und ist mit den Sängerinnen gut vertraut. Alle fünf interagieren auf der Bühne mit swingender Leichtfüßigkeit in High Heels.
Sabine Kühlich – Gesang, Saxophon
Anne Czichowsky – Gesang
Sheila Jordan – Gesang
Tine Schneider – Piano
Judith Goldbach – Bass
Mareike Wiening – Drums
Homepage: http://www.sheilajordanjazz.com und https://www.annesingsjazz.com
(Foto: Laura Carbone)
Samstag, 27. Oktober 2018 – 22:00 Uhr
Thomas Siffling Flow
Felix-Fechenbach-Haus / Stadtteilzentrum Grombühl, Gutenbergstraße 11, 97080 Würzburg
Jahrelang musste der Trompeter Thomas Siffling aus Mannheim sich im Trio bewähren – immerhin in seinem eigenen Trio. Er blies zudem in Bigbands und komponierte Ballettmusik. Dann, im vergangenen Jahr, startete er mit seinem stark elektrifizierten Quintett Flow durch.
Keyboards, E-Gitarre und E-Bass ließen den akzentuierten Swing-Rhythmus immer öfter in Funk oder gar Techno-Muster kippen, und der mit allen Wassern der zeitgenössischen Musik gewaschene Solist schwang sich auf diesem akustischen Teppich zu einer soliden und selbstbewussten Bläserei auf. Große Spielfreude und ebensolche Reife bilden ein irisierendes Gleichgewicht in der unterhaltsamen, manchmal poppigen und sogar tanzbaren Mischung. Vielleicht bekommt das 2018er Festival ja wieder einmal einen Eröffnungsabend, an dem die vorderen Stuhlreihen schnell weggeräumt werden müssen, weil es die ersten Hörer von ihnen hochgerissen hat.
Der Bandleader hat ein starkes Gespür für das, was im Moment das beste ist. Beweis: Auch wenn es sehr brausend zugeht im Saal, greift Thomas Siffling immer wieder mal zu Flügelhorn, um die Sache ein wenig zu beruhigen.
Thomas Siffling – Trompete, Flügelhorn
Heiko Duffner – Gitarre
Konrad Hinsken – Keyboards
Dirk Blümlein – Bass
Christian Huber – Drums
Homepage: https://www.thomassiffling.com
(Foto: Landesjazzensemble)
Sonntag, 28. Oktober 2018 – 19:00 Uhr
Bayerisches Landesjazzensemble
Felix-Fechenbach-Haus / Stadtteilzentrum Grombühl, Gutenbergstraße 11, 97080 Würzburg
Was das Landesjazzfestival Bayern zu einem bayerischen Landesjazzfestival macht, das ist der Auftritt des Bayerischen Landesjazzensembles. Denn dieses Sextett ist jedes Jahr dabei – eine All-Star-Formation des gegenwärtigen zeitgenössischen Jazzes.
Der Trompeter Reichstaller dürfte späte Mitte der 1980er desöfteren in Würzburg gastiert haben, denn zu der Zeit gehörte er zur Jazz Power eines Omnibus-Stammgasts, Charly Antolini. Der Mann weiß sich in wogenden Klangmächten in Szene zu setzen. Ebenfalls kräftigen Druck von Seiten der Lungenflügel hat Saxer Lutz Häfner bereits mehrfach auf dem Würzburger Festival bewiesen.
Paulo Morello an der Gitarre sorgt für eine Virtuosität, die er auf der breiten Traditionslinie mit und um Larry Corryell ausgebildet hat. Mit dem Pianisten Tizian Jost ist er – nicht nur als Produzent – gut eingespielt, ebenso wie Bass und Drums, Sieverts und Jütte, die im Quartett des letzteren und im Ensemble von Jazzini-Gründer Werner Küspert bereits mehrfach am Main gastierten.
Claus Reichstaller – Trompete
Lutz Häfner – Saxophon
Paulo Morello – Gitarre
Tizian Jost – Klavier
Henning Sieverts – Kontrabass, Cello
Bastian Jütte – Schlagzeug
Homepages:
(Foto: Three Fall + Mirko Polo)
Sonntag, 28. Oktober 2018 – 20:30 Uhr
Three Fall & Melane
Felix-Fechenbach-Haus / Stadtteilzentrum Grombühl, Gutenbergstraße 11, 97080 Würzburg
Ihr Groove wird von der Besetzung vorprogrammiert: zwei Bläser, nämlich Posaune und Bassklarinette bzw. Sax bilden die zentralen beiden Instrumente von Three Fall. Sie versuchen mit glänzendem Erfolg, Bass und ein Akkordinstrument überflüssig zu machen. Dafür haben sie einen Klasse-Drummer. Äußerste Gegenwärtigkeit ist für jeden der drei Künstler in jedem Sekundenbruchteil unabdingbar. Sie können ihre kleine Besetzung orchestral klingen lassen, zeigen in stetem Wechsel experimentelle Spieltechniken und elektronische Klangbearbeitung.
In ihrer seltenen, bisweilen etwas widerborstigen Mischung hat die Band mit Sitz in Köln schon wesentliche Festivals aufgerollt. Würzburg wird es ihr danken! Und sie bekamen den Adelsschlag – eine CD-Veröffentlichung beim Label ACT. Three Fall spielen abgedreht und wild genug, um einen Hauch Konventionalität von irgendwoher zu vertragen. Dieser Hauch weht gelegentlich von der deutsch-kongolesischen Sängerin Melane Nkounkolo her, wenn die ihre erstaunliche Stimme für Anklänge an Retro-Soul benutzt. Aber schon – Break, und die Dame rappt, allerdings ausgesprochen melodisch. Oder sie singt afrikanisch, wobei mitunter spannenderweise ihre Herren Muster des Südkontinents übernehmen, während sie folkig, rockig angloamerikanisch intoniert. Kurz: Three Fall & Melane erfüllen den Begriff der Weltmusik im allerbesten Sinne.
Melane Nkounkolo – Gesang
Lutz Streun – Tenorsaxofon, Bassklarinette
Til Schneider – Posaune
Sebastian Winne – Schlagzeug, Perkussion
Homepage: http://threefall.de
(Foto: Jazzrausch Bigband)
Sonntag, 28. Oktober 2018 – 22:00 Uhr
Jazzrausch Bigband
Felix-Fechenbach-Haus / Stadtteilzentrum Grombühl, Gutenbergstraße 11, 97080 Würzburg
Gründer Roman Sladek fing als Metal-Drummer an und improvisierte für seinen Vater etwas auf den Klaviertasten, aber nur den weißen, wie er erzählt. Anschließend konzentrierte er sich doch lieber auf die Posaune, und zwar – bis jetzt – endgültig. An diesem Instrument legte er je eine Klassik- und Jazzprüfung an der Musikhochschule München ab. Mit einseitigen Stilen hat er es also nicht. Genau so wichtig: Er übernahm das Management eines Musicclubs, initiierte die wöchentliche Reihe Jazzrausch und brauchte dafür eine Hausband. Damit war seine Bigband geboren und konnte spielen, spielen, Erfahrungen gewinnen und experimentieren. Und musste das auch, häufig neue Programme am selben Ort geben, statt immer das gleiche an wechselnden Locations. Zudem gastiert die JRBB rund alle sechs Wochen im Münchner Techno-Club Harry Klein und unterhält das feierwütige Völkchen.
Sladeks Credo: Jazz kann populäre Musik nehmen und auf das Niveau von Kunstmusik bringen: „Zentral ist dabei für allerdings, dass der Techno in seiner Tanzbarkeit, Wucht und Kraft bestehen bleibt, zusätzlich aber um Facetten erweitert wird, die ihn tiefer und komplexer gestalten.“ Zum zweiten Mal 2018 lädt die Jazzini Würzburg zum Tanzabend
Daniel Klingl, Rapha Huber, Moritz Stahl, Florian Leuschner – Holzbläser
Angela Avetisyan, Julius Braun, Roman Sladek, Carsten Fuss, Jutta Keeß – Blechbläser
Patricia Roemer – Gesang
Heinrich Wulff – Gitarre
Kevin Welch – Piano
Leonhard Kuhn – Elektronik
Maximilian Hirning – Bass
Marco Dufner – Schlagzeug
Rahmenprogramm:
Montag, 29. Oktober 2018 – 20:00 Uhr
Lesung mit F.C.Delius
„Die Zukunft der Schönheit“
Veranstaltungsort: Theater am Neunerplatz
Adelgundenweg 2a, 97082 Würzburg
www.neunerplatz.de
Eintritt:
Vorverkauf: 12 € / ermäßigt: 8 €
Abendkasse: 14 € / ermäßigt: 10 €
Karten-Vorverkauf: Buchhandlung Knodt, Tel: 0931 / 52673
Die Jazzinitiative Würzburg und die Akademische Buchhandlung Knodt haben den vielfach ausgezeichneten deutschen Literaten Friedrich Christian Delius zu einer Lesung aus seiner autobiographischen Novelle „Die Zukunft der Schönheit“ ins Theater am Neunerplatz eingeladen.
In der Erzählung gerät ein junger Deutscher aus der hessischen Provinz am 1. Mai 1966 in einen New Yorker Jazzclub. Es spielt der Saxophonist Albert Ayler. Befremdet von der unerhörtesten Musik jener Zeit, beginnt der junge Mann, das ganze unheilvolle Durcheinander der Gegenwart aus diesen Tönen herauszuhören: Den Mord an Kennedy, den Vietnamkrieg, den Börsenlärm, den Kampf der Schwarzen, die Studentenproteste und den verdrängten Schmerz seines Vaterkonflikts. Aylers Improvisationsräusche wirken auf ihn wie ein ästhetisches Therapeutikum, eine Befreiung von einer Kindheit in provinzieller und protestantischer Enge.
F.C. Delius beschwört in seiner eleganten und spannenden Erzählung den Aufbruchsgeist einer ganzen Epoche.
Karten zur Lesung am 29.Oktober 2018 um 20 Uhr können telefonisch in der Buchhandlung unter 0931 / 52673 reserviert werden.
Weitere Infos zum Buch und Karten-Bestellungen per Mail:
https://knodt.buchhandlung.de/shop/magazine/131227/veranstaltungen.html
(Foto: Carola Thieme)
Rahmenprogramm:
Donnerstag, 08. November 2018 – 19:30 Uhr
Marco Netzbandt Trio
Klangraum Jazz-Konzert im Kulturspeicher Würzburg (Freundeskreis Kulturspeicher e.V.)
Veranstaltungsort: Kulturspeicher
Oskar-Laredo-Platz 1, 97080 Würzburg
Eintritt: 14,- Euro
Weitere Infos: siehe Homepage des
Freundeskreis Kulturspeicher e.V.
Der Würzburger Pianist präsentiert mit seinem Klaviertrio ein kammermusikalisches Programm von Eigenkompositionen fernab der Jazzstandards. Impressionistische Klänge, eigenwillige Grooves, vertrackte Arrangements und freie Improvisationen – damit nähern sich die drei Musiker ihrem eigenen Ideal des Jazz durch lebendige Interaktion und mit viel Spielfreude. – Netzbandt gewann schon vor seinen Examina in Klassik und Jazz den International Jazz Contest Krakau. Das war 1997, 15 Jahre später zeichnete ihn die Stadt Würzburg mit dem Kulturförderpreis aus.
Marco Netzbandt – Klavier
Tobias Schirmer – Schlagzeug, Vibraphon
Felix Himmler – Kontrabass